Ausstellung 50 Jahre Frauordination ›Talar und Lippenstift‹

1. Juli bis 30. September 2018
Evang.-luth. landeskirche in braunschweig

Die Sonderausstellung mit dem provokativen Titel „Talar und Lippenstift“ zeichnete den Weg der Frauen ins und im Pfarramt seit 1968 nach. Lebensentwürfe und Rollenbilder sowie die damit zusammenhängenden Herausforderungen und Widerstände wurden sichtbar und nachvollziehbar gemacht. Eine kultur- und kirchengeschichtliche Einordnung stellte den Wandel der Wahlmöglichkeiten und der Tätigkeitsbereiche von Frauen im Raum der Landeskirche vom Mittelalter bis heute dar.

Dabei gab die Stiftskirche mit ihrer über 1000jährigen Frauengeschichte der Ausstellung einen ebenso reizvollen wie würdigen Rahmen. Eine abwechslungsreiche Präsentation veranschaulichte das Interesse an der Gleichstellung Frauen in Kirche und Gesellschaft bis heute und fragte: Ist sie schon erreicht? Auf diese Frage antwortet Denise Wallat, Theologiestudentin an der Georg-August-Universität Göttingen, Referentin der Veranstaltung „Theologie studieren – Männer und Frauen. Damals und heute“ im Begleitprogramm der Ausstellung.

In Ihrem Vortag haben Sie Ergebnisse vorgestellt, die Sie aus Interviews mit aktuellen und ehemaligen Theologiestudierenden aus unterschiedlichen Generationen gesammelt haben. Was berichteten Ihre Interviewpartner über Frauen im Studium?

Vor etwas mehr als 50 Jahren begannen die ersten Frauen der Braunschweiger Landeskirche als Studentinnen der ersten Generationen, Theologie zu studieren. Damals waren Frauen im Theologiestudium eine wirkliche Seltenheit. Das hat sich in den letzten 50 Jahren – zum Glück – deutlich verändert. Mittlerweile ist der Anteil von Frauen und Männern im Studium ziemlich gleichauf. Böse Zungen sprechen wegen der Tendenz, dass mehr Frauen ein Theologiestudium beginnen, von einer „Feminisierung“ des Pfarrberufes. Allerdings betrifft dies nur die Studierenden.

 Worauf spielen Sie an?

In der Lehre sind, so ist es zumindest an der Universität Göttingen der Fall, Frauen deutlich unterrepräsentiert. In Göttingen wird nur ein einziger Lehrstuhl (von insgesamt 15) von einer Frau besetzt. Aber auch hier merkt man einen Generationswandel: Im akademischen Mittelbau ist die Geschlechterquote zwar noch nicht ausgeglichen, aber die Differenz ist bei weitem nicht so gravierend wie in der Professorenschaft.

Was ist Ihr persönlicher Benefit aus der Beschäftigung mit diesem Thema?

Das Theologiestudium zu beginnen war für mich eine Selbstverständlichkeit. Mir kam es gar nicht in den Sinn, dies in Frage zu stellen – weil ich eine Frau bin! Ich ziehe meinen Hut vor den Frauen, die all dem Widerstand begegneten und für ihre eigenen und die Möglichkeiten und Anrechte zukünftiger Generationen –  meiner Generation – kämpften. Die Ausstellung „Talar und Lippenstift“ ruft dies deutlich ins Bewusstsein..